Skulpturen

Meine ausgeprägte Vorstellungskraft, die Haptik und die Lust am Be-Greifen war der Motor, mich der Skulptur zu verschreiben. Dreidimensionale Werke brauchen viel Raum, um ihre Wirkung entfalten zu können. Und man legt sich fest, was genau man aussagen will. Ein Werk einmal in Bronze gegossen oder aus dem Stein gehauen ist eine Aussage, die bleibt.

Es war der Stein, der mich als Material von Anbeginn an als Werkmaterial gefesselt hat. Widerstand, Eigenleben und Härte, an dem ich mich abarbeiten konnte und kann.

Doch welche Aussagen sind so wichtig in einer volatile Welt, dass sie bleiben und sogar mich selbst überleben sollen?

Was ist es wert, in Stein gemeißelt zu werden? Ist nicht schon längst alles gesagt und gedacht?

Das faszinierende an Stein ist, dass der Künstler – anders als bei Holz, Ton, Wachs oder Gips – ein maximal flexibles Gehirn. Kann ich in den weichen Werkmaterialien meine starre Vorstellung aufzwingen, erfordert die Arbeit am Stein ein genaues Hinhören, wie weit man gehen kann. Ein falscher Schlag und das Werk ist zerstört bzw. anders als meine Idee.

Stein verzeiht nicht. Er erfordert die ganze Aufmerksamkeit und Hingabe.

Für viele mag Stein als allgegenwärtig gelten, doch das Gegenteil ist der Fall. Jede Steinskulptur ist ein Unikat und kann nicht mehr wiederholt werden.

Viele Arbeiten entstehen direkt in den Steinbrüchen, wo sie als Blöcke, Quader oder Bruchsteine hervorgingen. Das hat viele praktische Gründe, aber auch genauso viele Gründe, die sich mit dem Genius Loci unzureichend beschreiben lassen.

Bronzen und Holzskulpturen sind dagegen weit weniger von dem Ort des Entstehens abhängig. Sie lassen sich unabhängig erstellen. Konzepte, die als Entwurfszeichnung entstanden sind, lassen sich an jedem beliebigen Ort realisieren. Das schmälert keineswegs den Wert – es erfordert eine andere Art der Herangehensweise. Auch das ist faszinierend und beglückend.