Der Bilderzyklus nimmt zum Ausgangspunkt, dass in der Geschichte jahrhundertelang der Mensch als „Krone der Schöpfung“ bezeichnet wurde. Selbst in der Bibel wird der Mensch als Abbild Gottes beschrieben, der sich die Mit-Welt untertan machen sollte. Das haben wir sehr gründlich geschafft. Neben einer beispiellosen Umweltzerstörung, dem Klimanotstand befinden wir uns mitten im größten Artensterben, das die Welt je gesehen hat, was Ausmaß und Geschwindigkeit betrifft. Der Rückgang der Arten, der Biodiversität ist dramatisch – das Aussterben ist ein Vorgeschmack, auf das, was noch kommen mag.
Niemand interessiert sich für Insekten. Sie werden als „auch dabei“ klassifiziert und einfach hingenommen. Dabei werden Insekten auch „Juwelen der Lüfte“ genannt. Sie sind in ihrer Komplexität und Schönheit so berührend, dass sich die Frage nach der „Krone der Schöpfung“ in einen ganz anderen Zusammenhang bringen lässt: auf den Gesichtern der Menschen sitzen – gleichsam als Krone schillernde Insekten. Beim Betrachten stellt sich unweigerlich die Frage, WER hier eigentlich die Krone der Schöpfung ist. Mensch oder Insekt?
Genau dieser Kipppunkt, wo Vornahmen das Dargestellte zu überlagern beginnt, interessiert mich. Die Adaption des Kunstwerks kollidiert mit den Vornahmen – da ist der Kipppunkt! Der Abgleich Gesehenes – Gedachtes ermöglicht eine spannende Erfahrung und fordert nochmaliges Überdenken des eigenen Standpunkts.